Usability verstehen und anwenden

Veröffentlicht am August 25, 2025
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„Ein gutes Produkt löst Probleme. Ein benutzbares Produkt verhindert neue.“

Ob eine Anwendung genutzt oder abgebrochen wird, hängt selten von der Optik ab, sondern von der Usability. Sie entscheidet über Akzeptanz, Frustration und wirtschaftlichen Erfolg. In diesem Artikel geht es darum, was Usability wirklich bedeutet, wie sie sich von UX unterscheidet, welche Kriterien zählen und wie Teams sie messen und verbessern können.

Usability

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Was ist Usability? Definition, Bedeutung und Herkunft

Usability beschreibt, wie gut eine Anwendung oder ein Produkt dabei hilft, Ziele effizient, fehlerfrei und zufriedenstellend zu erreichen. Sie geht über die reine Optik hinaus und betrifft die Funktionsweise und Bedienbarkeit.

Die offizielle Definition gemäß ISO 9241-11 lautet:

 „Usability ist das Ausmaß, in dem ein Produkt von bestimmten Nutzern in einem bestimmten Kontext verwendet werden kann, um festgelegte Ziele effizient, effektiv und zufriedenstellend zu erreichen.“

Die 5 zentralen Kriterien der Usability

Kriterium Bedeutung Beispiel Was passiert bei Missachtung?
Effektivität
Nutzer erreichen ihr Ziel vollständig.
Ein Online-Shop ermöglicht es dem Nutzer, ein Produkt zu finden und zu kaufen.
Nutzer brechen ab, weil sie nicht zum Ziel kommen.
Effizienz
Das Ziel wird mit möglichst geringem Aufwand erreicht.
Ein Formular kann schnell und ohne unnötige Schritte ausgefüllt werden.
Nutzer werden frustriert und wenden sich ab.
Erlernbarkeit
Die Anwendung lässt sich ohne Vorkenntnisse schnell verstehen.
Ein Software-Tool ist selbsterklärend und benötigt keine langwierige Anleitung.
Nutzer müssen lange Anleitungen lesen, was den Einstieg erschwert.
Fehlertoleranz
Fehler werden erkannt, erklärt und abgefangen.
Eine App zeigt eine verständliche Fehlermeldung, wenn der Nutzer etwas falsch eingibt.
Nutzer wissen nicht, wie sie den Fehler beheben können.
Zufriedenheit
Die Nutzung ist angenehm, verständlich und stressfrei.
Eine App bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche, die Spaß macht.
Nutzer sind genervt und vermeiden die Nutzung der Anwendung.

Usability vs. User Experience (UX)

Usability beschreibt ausschließlich die Benutzerfreundlichkeit. Es geht darum, ob ein Produkt verständlich, effizient und fehlerarm genutzt werden kann.

UX, also User Experience, ist umfassender. Sie bezieht zusätzlich Emotionen, Vertrauen und die gesamte Wahrnehmung während und nach der Nutzung mit ein. Usability ist dabei ein Teilbereich von User Experience.

Beispiel:
Ein Formularfeld mit klaren Fehlermeldungen gehört zur Usability. Das Gefühl von Sicherheit beim gesamten Zahlungsprozess und die Zufriedenheit nach der Lieferung gehören zur User Experience.

Ein wichtiger Unterschied: User Experience umfasst auch Faktoren, die außerhalb der direkten Kontrolle des Produktteams liegen. Ein verspäteter Versand, eine beschädigte Lieferung oder eine unfreundliche Hotline prägen die User Experience ebenfalls, obwohl das eigentliche Interface technisch einwandfrei funktioniert hat.

Usability inside User Experience

Warum schlechte Usability teuer ist und gute sich sofort auszahlt

Schlechte Usability ist kein Schönheitsfehler, sondern ein direkter Kostenfaktor. Wenn Nutzer ihr Ziel nicht erreichen, steigen Abbruchraten, Supportaufwände und Fehlzeiten. Im E-Commerce bedeutet das: verpasste Umsätze. In SaaS- oder Enterprise-Software: mehr Schulungsbedarf und höhere Fehlerquoten.

Studien zeigen, dass Unternehmen durch nutzerfreundliche Systeme nicht nur Conversion Rates steigern, sondern auch Supportkosten senken und Mitarbeiter produktiver arbeiten lassen. Gute Usability amortisiert sich deshalb oft schon in kurzer Zeit.

Beispiele:

  • Ein Online-Shop reduziert Formularfelder im Checkout und steigert so die Abschlussrate um zweistellige Prozentwerte.

  • Ein Unternehmen integriert verständliche Fehlermeldungen und senkt dadurch die Zahl der Supporttickets deutlich.

  • Eine interne Software mit klarer Struktur spart pro Mitarbeiter mehrere Minuten täglich, was bei großen Teams erhebliche Summen bedeutet.

Wie man Usability misst: Methoden, Metriken und Tools

Usability lässt sich nicht allein durch Bauchgefühl bewerten. Sie muss messbar gemacht werden, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Dabei gibt es qualitative und quantitative Methoden, die sich ergänzen.

Qualitative Methoden

Sie geben tiefe Einblicke in das Verhalten und Denken der Nutzer.

  • Beobachtung: Nutzer werden bei der Bearbeitung einer Aufgabe beobachtet. Probleme und Hürden treten sichtbar auf.
  • Interviews: Nach der Nutzung schildern Nutzer ihre Erfahrungen und beschreiben, wo sie Schwierigkeiten hatten.

Quantitative Methoden

Sie liefern harte Zahlen und ermöglichen Vergleiche.

  • Task Completion Rate: Anteil der Nutzer, die eine Aufgabe erfolgreich abschließen.
  • System Usability Scale (SUS): Ein standardisierter Fragebogen, der Usability in einer Punktzahl abbildet.
  • Error Rate: Häufigkeit von Fehlern bei der Nutzung.

Testarten

  • Moderierte Tests: Ein Moderator führt durch die Aufgaben, kann nachfragen und vertiefen.
  • Remote-Tests: Nutzer arbeiten unabhängig, die Ergebnisse werden automatisiert erfasst.

Tools

Zur Unterstützung eignen sich spezialisierte Tools, die Daten erfassen und visuell aufbereiten:

Die 10 Usability Prinzipien nach Nielsen

Die zehn Heuristiken von Jakob Nielsen sind seit den 1990er-Jahren ein Kernwerkzeug zur Bewertung von Usability. Sie sind bewusst allgemein formuliert und lassen sich auf jede Art von digitalem Produkt anwenden.

1. Sichtbarkeit des Systemstatus

Nutzer sollen jederzeit wissen, was gerade passiert.

Beispiel: Ladebalken oder Bestätigungen nach einem Klick.

2. Übereinstimmung zwischen System und realer Welt

Sprache und Abläufe sollten den Erwartungen der Nutzer entsprechen.

Beispiel: Ein Papierkorb-Symbol für gelöschte Dateien.

3. Nutzerkontrolle und Freiheit

Nutzer brauchen Möglichkeiten, Aktionen rückgängig zu machen oder abzubrechen.

Beispiel: Undo-Funktion in Textverarbeitungsprogrammen.

4. Konsistenz und Standards

Gleiche Aktionen sollten immer gleich aussehen und funktionieren.

Beispiel: Ein „Speichern“-Button, der in allen Modulen an der gleichen Stelle sitzt.

5. Fehlerprävention

Das System sollte Fehler verhindern, bevor sie entstehen.

Beispiel: Pflichtfelder im Formular werden klar markiert.

6. Erkennen statt Erinnern

Nutzer sollen Optionen sehen, statt sie im Kopf behalten zu müssen.

Beispiel: Dropdown-Menüs statt freier Eingabe.

7. Flexibilität und Effizienz der Nutzung

Das System soll sowohl Anfängern als auch Profis gerecht werden.

Beispiel: Shortcuts für Power-User zusätzlich zu Menüoptionen.

8. Ästhetik und minimalistisches Design

Informationen sollen klar, einfach und ohne Ballast präsentiert werden.

Beispiel: Klare Formulare ohne unnötige Felder.

9. Nutzer bei Fehlern unterstützen

Fehlermeldungen sollen verständlich sein und konkrete Lösungen bieten.

Beispiel: „Passwort muss mindestens 8 Zeichen haben“ statt „Fehler 401“.

10. Hilfe und Dokumentation

Auch wenn ein System einfach sein sollte, muss Hilfe leicht verfügbar sein.

Beispiel: Kurze Hilfetexte oder ein eingebautes FAQ.

Usability systematisch optimieren

Usability ist kein Einmal-Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Damit sie Wirkung zeigt, muss sie fest in den Produktentwicklungszyklus eingebunden werden.

Usability in den Prozess integrieren

Von der ersten Konzeptphase bis zum laufenden Betrieb sollten Usability-Tests stattfinden. Kurze Feedbackschleifen verhindern, dass Probleme erst spät entdeckt werden, wenn Korrekturen teuer sind.

Stakeholder überzeugen

Entscheider lassen sich nicht von Bauchgefühl überzeugen, sondern von Zahlen. Kennzahlen wie Abbruchrate, Task Completion oder Supporttickets sind starke Argumente für Investitionen in Usability.

Fehlerkultur etablieren

Tests zeigen Schwächen auf. Teams, die Usability als Chance begreifen, verbessern Produkte schneller. Kritik am Produkt darf nicht als Kritik an den Personen verstanden werden.

A/B Testing 

Neben klassischen Usability-Tests helfen A/B Tests dabei, Varianten direkt miteinander zu vergleichen. So wird sichtbar, welche Version die Nutzer besser ans Ziel bringt. Tools wie Varify.io erleichtern die Durchführung, indem sie Tests einfach in bestehende Produktumgebungen integrieren. Dadurch können Hypothesen schnell geprüft und datenbasiert bestätigt oder verworfen werden.

Fazit

Usability entscheidet darüber, ob ein Produkt akzeptiert oder abgelehnt wird. Sie ist die Grundlage für erfolgreiche digitale Produkte und kein nettes Extra. Ein gutes Design reicht nicht, wenn die Bedienung nicht funktioniert.

Die Kernbotschaft lautet: Nur wenn Nutzer ihre Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend erreichen, entfaltet ein Produkt seinen vollen Wert.

Wer Usability ernst nimmt, spart Kosten, steigert Zufriedenheit und schafft die Basis für nachhaltigen Erfolg.

Robin Link
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Growth Manager
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